Glatteis!
4. Februar 2009, 14:32 Uhr - von Christian Thiels
Schon eine gefährliche Jahreszeit, der Winter. Nun hat es also auch Bahnchef Hartmut Mehdorn erwischt.
Der soll nämlich - laut Kommentator der “Welt” - in die Datenschutzaffäre “geschlittert” sein. Vor unserem geistigen Auge ist die Szene völlig klar: der arme Herr Mehdorn springt aus seiner Limousine (einen Stapel von Mitarbeiterakten unterm Arm) eilt schnellen Schrittes in die Konzernzentrale, um einmal mehr zu beteuern, dass das Herumschnüffeln im Leben der Bahn-Leute doch ganz normal sei und ZACK! schon liegt er auf der Nase. Wird vor dem Bahntower etwa nicht gestreut?
Doch Schadenfreude wäre vorschnell - was Mehdorn passiert, droht auch Otto Normalbürger. Denn der “schlittert” auch gerne in schlimme Dinge hinein - die teuflische “Schuldenfalle” etwa. Von der hört man ja immer wieder, wenn geplagte Jugendliche über horrende Handy-Rechnungen jammern oder die 15. Monatsrate für den neuen Flachbildschirm leider keinen Euro mehr für Butter, Brot und Käse übrig lässt. Die “Schuldenfalle” lauert gerne in Elektronik-Supermärkten. Wer die betritt, dem geht es wie dem unachtsamen Motorradfahrer im Herbst auf feuchtem Laub: ruckzuck rutscht da der arglose Verbraucher rein und sitzt drin fest, wie das Rotwild weiland im Fangeisen.
”Geschlittert” wurde in Deutschland ohnehin schon immer viel: 1914 in den Ersten Weltkrieg, 1933 in die Nazizeit, die CDU in die Parteispendenaffäre, die SPD in die Linken und 2006 wir alle in die Große Koalition und zuletzt “schlitterte” sogar die arme Hypo Real Estate und all’ die anderen Banken in die Finanzkrise. All’ diesen Ereignissen ist gemein, dass sie mit “Schlittern” ziemlich wenig zu tun haben, denn das bedeutet ja eigentlich, dass man ohne die Richtung bestimmen oder die Bewegung stoppen zu können unterwegs ist (bekannt eigentlich nur von spiegelglatten Straßen oder der Eisbahn, auf der wir als Kinder unterwegs waren)
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